Netzwerkerin der AfD-Fraktion im LVR

Ein Gastbeitrag von Michael Klarmann

Vergangenen Samstag fand im Rheinland die dritte Auflage eines extrem rechten „Europäischen Frauenkongresses“ statt. Organisatorisch verwoben ist das Treffen mit der ID-Fraktion im Europaparlament und der Geschäftsführerin der AfD-Fraktion im LVR, Irmhild Boßdorf. Der „Frauenkongress“ steht für eine neue Vernetzungsstrategie.

Irmhild Boßdorf wurde Mitte 2023 auf dem AfD-Parteitag in Magdeburg auf Listenplatz 9 für die Europawahl gewählt. In einer radikalen Rede und im Duktus der rechtsextremen „Identitären Bewegung" (IB) forderte sie eine „millionenfache Remigration“. Statt vor einem menschengemachten Klimawandel warnte sie vor einem „menschengemachten Bevölkerungswandel“. Die konservative „Neue Zürcher Zeitung“ (NZZ) befand seinerzeit, Boßdorfs „Suada [dürfte] der Verfassungsschutz interessiert verfolgt haben“.

In ihrer Vorstellung als Kandidatin, die im Vorfeld des Parteitages Mitte 2023 auf einer AfD-Homepage veröffentlicht worden war, schrieb die nach eigenen Worten seit „dreißig Jahren“ politisch aktive und „Vernetzungsarbeit“ leistende Boßdorf, wie wichtig „eine Zusammenarbeit mit Patrioten in unseren Nachbarländern [...]“ sei. „Bei mehreren Kongressen, die ich initiiert und organisiert habe, habe ich patriotische Frauen zusammengebracht, zuletzt Frauen aus Frankreich, der Schweiz, Österreich, Flandern und Deutschland vernetzt.“

Mit Kongressen war eben das gemeint, was am Wochenende erneut im „Großraum Köln“ stattfand. Schon Mitte 2022 fand ein ähnlicher „Frauenkongress“ von Initiativen, AfD-Politikern und „Identitären“ im Landeshaus Münster des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe statt. Ein anders strukturierter „Jugendkongress“ der AfD-Jugend „Junge Alternative“ (JA) kam in Köln in den Räumen des LVR später nicht zustande.

Im Mai 2023 fand in Mainz im AfD-nahen „Zentrum Rheinhessen“ der erste auch so benannte „Europäische Frauenkongress“ statt. Dabei fungierten schon die ID-Fraktion als Partner. „Identität und Demokratie“ (ID) ist eine Fraktion rechtspopulistischer, nationalistischer und rechtsextremer Parteien im EU-Parlament. Der zweite „Europäische Frauenkongress“ fand am 4. November in Siegburg im Wahlkreisbüro von Roger Beckamp (MdB) statt.

Sinn der „Kongresse“ ist, dass sich dort Vertreterinnen der AfD oder ähnlicher Parteien mit Initiativen, Gruppen und Protagonistinnen aus dem vorpolitischen, rechtsextremen, neurechten und völkischen Spektrum treffen. Neben der ID-Fraktion und Boßdorf ist die fremdenfeindliche und antimuslimische Initiative „Lukreta“ involviert. Sie entstand rund um den Jahreswechsel 2019/2020 und ist ein Projekt unter anderem von Irmhilds Tochter Reinhild Boßdorf. Sicherheitsbehörden beobachten seit Jahren, dass IB-Strukturen dezentral agierende „Tarnvereine“ und „IB-Ableger“ unter anderen Namen gründen. „Lukreta“ passt in dieses Bild.

Beim ersten „Frauenkongress“ im rheinland-pfälzischen Mainz waren unter anderem Nicole Höchst (MdB) und Iris Nieland (MdL) sowie Annick Ponthier (Vlaams Belang) und Verena Mutzatko (FPÖ) dabei. Beim zweiten „Frauenkongress“ in Siegburg war auch der extrem rechte, völkische Maximilian Krah (MdEP) vor Ort.

Am Samstag waren nach Angaben von „Lukreta“ als Rednerinnen und Gäste unter anderem vor Ort: Irmhild Boßdorf und Christina Baum (MdB) sowie Aktivistinnen aus Frankreich, Tschechien und Rumänien. Egozentrisch betitelt „Lukreta“ das Treffen nun als „dritte[n] internationale[n] Frauenkongress der ID-Fraktion“.