Weiterentwicklung der schulischen Inklusion - Informationsreise des LVR-Schulausschusses

Barbara Wagner

Vom 13. bis 16. Mai reisten Mitglieder des LVR-Schulausschusses und Mitarbeitende der Verwaltung nach Frankfurt am Main und Freiburg im Breisgau. Thematische Schwerpunkte dieser Informationsreise waren die Ausgestaltung des Ganztags im Hinblick auf den ab 2026 umzusetzenden Rechtsanspruch auf ganztägige Förderung in der Grundschule und die Weiterentwicklung der schulischen Inklusion.

In der Bundesrepublik Deutschland ist Bildung Ländersache. Gerade deshalb ist es durchaus sinnvoll und hilfreich, einmal das eigene Bundesland zu verlassen und zu schauen, welche Konzepte und Rahmenbedingungen es anderswo gibt.

In Frankfurt besuchte die Gruppe zwei ganztägig arbeitende Grundschulen im Stadtteil Sachsenhausen. Bemerkenswert ist hier die enge Verbindung zwischen dem Unterricht und den Ganztagsangeboten und die gut abgestimmte Kooperation zwischen Lehrer:innen, pädagogischen Fachkräften und Honorarkräften.

Mit dem Pakt für den Nachmittag hat das Land Hessen die Basis geschaffen, dass Land und Schulträger gemeinsam ein verlässliches Bildungs- und Betreuungsangebot von 7.30 bis insgesamt 17.00 Uhr und in den Schulferien verantworten und die Finanzierung gemeinsam gestalten.

Daneben gibt es in Frankfurt die Erweiterte Schulische Betreuung (ESB), organisiert von freien Trägern, kirchlichen Trägern oder Fördervereinen in Zusammenarbeit mit der Schule mit einer feste Anzahl an Plätzen, die von Kindern der jeweiligen Schule bis 15 Uhr oder bis 17 Uhr besucht werden können und einer Frühbetreuung ab 07.30 Uhr, an der alle Kinder teilnehmen können, auch wenn sie nicht in der ESB angemeldet sind. Nach dem Unterricht beginnt die Zeit in der ESB in den Räumen der Schule. Ein gemeinsames Mittagessen ist fester Bestandteil des Angebotes. Außerdem können die Kinder an ganztägigen Ferienangeboten teilnehmen. Maximal 25 Tage pro Jahr bleibt die ESB geschlossen.

Durch geschickte Nutzung der schulischen Räume, die Auswahl des Mobiliars und die Einbindung in den Stadtteil und seine Einrichtungen zeigen die besuchten Schulen Wege auf, wie ganztägige Betreuung und Förderung gelingen kann, ohne dass dafür neue Räumlichkeiten in größerem Umfang gebaut werden müssen. So sind beispielsweise Möbel im Einsatz, die auch von Kindern im Grundschulalter einfach bewegt werden können und damit flexible Raumnutzungen ermöglichen. Zitat: „Wenn die Kinder vormittags genug Platz in der Schule haben, dann passt das auch am Nachmittag.“

Im zweiten Teil der Reise ging es in Freiburg im Breisgau vorrangig um Konzepte zur Weiterentwicklung der schulischen Inklusion. An der Gertrud-Luckner-Gewerbeschule werden Schüler:innen des Bildungsgangs Duale Arbeitsvorbereitung mit Jugendlichen mit dem Förderbedarf Geistige Entwicklung in einer Klasse beschult. Der Unterricht findet gemeinsam, in einzelnen Fächern aber auch getrennt statt. Die Resonanz ist sehr positiv. Nach leichten Anlaufschwierigkeiten hat sich ein gutes Miteinander eingespielt, bei dem beide Gruppen voneinander profitieren.

Das Bildungs- und Beratungszentrum Stegen, eine Förderschule des Förderschwerpunkts Hören und Kommunikation mit Internatsbetrieb, nimmt im Wege der umgekehrten Inklusion auch Schüler:innen ohne Förderbedarf auf, wenn freie Plätze zur Verfügung stehen. Neben dem schulischen Angebot verschiedener Schulformen stellt das BBZ vielfältige Beratungsangebote im Kontext „Hören“ zur Verfügung – auch für Kinder und Jugendliche mit Hörbehinderung an allgemeinen Schulen.

Den Abschluss bildete ein Austausch mit dem Amt für Schule und Bildung des Schulträgers Stadt Freiburg zur Umsetzung des Ganztags und den Erfahrungen mit der Inklusion bzw. umgekehrten Inklusion.