Informationsreise des Landesjugendhilfeausschusses
Vom 24. bis 26. Juni sind die Mitglieder des Landesjugendhilfeausschusses und Mitarbeitende der Verwaltung des Landschaftsverbands Rheinland nach Rheinland-Pfalz gereist. Die Herausforderungen der Jugendhilfe und der Eingliederungshilfe für junge Menschen sind vielfältig.
Es gilt, dem Fachkräftemangel zu begegnen und den Rechtsanspruch im Bereich der frühkindlichen Bildung sowie des Ganztags sicherzustellen, die inklusive Lösung im SGB VIII vorzubereiten und Partizipation und Prävention durch sozialraumorientierte und niedrigschwellige Angebote auszuweiten.
Neben dem Bundesrecht wird die kommunale Jugendhilfe und die Eingliederungshilfe für junge Menschen entscheidend durch Landesrecht und die kommunale Jugendhilfeplanung geprägt. Deshalb ist es durchaus sinnvoll und hilfreich, einmal das eigene Bundesland zu verlassen und zu schauen, welche Konzepte und Rahmenbedingungen es anderswo gibt.
Erste Station der Reise war der Landtag Rheinland-Pfalz in Mainz, wo die Delegation an einer Sitzung des Landesjugendhilfeausschusses teilnahm. Thematisiert wurde der unterschiedliche Zuschnitt der Landesjugendhilfeausschüsse. Zum Schwerpunktthema Stärkung der Demokratie gab es einen fachlichen Austausch.
Nach einer Führung durch den Landtag teilte sich die Delegation in zwei Gruppen auf, die sich mit unterschiedlichen Themen befassten. Im Bildungsministerium tauschte sich die eine Gruppe mit Vertreter:innen des Landesjugendamtes Rheinland-Pfalz und des Bildungsministerium zur Fachkräftekampagne „Werde Erzieher*in“ des Landes Rheinland-Pfalz, zu Besonderheiten des KiTa-Gesetzes Rheinland-Pfalz, zur Inklusion in Kitas sowie zum Sachstand des Umsetzung des Rechtsanspruchs Ganztag aus. Die zweite Gruppe widmete sich im Landesjugendamt der Vertiefung des Themas Demokratiebildung / Stärkung der Demokratie, der Jugendstrategie „JES! Jung. Eigenständig. Stark.“ und der Vorstellung der „Koordinierungsstelle für komplexe Fälle“ (Stichwort: Systemsprenger).
Der zweite Tag der Reise eröffnete die Gelegenheit, die beispielhafte kommunale Umsetzung länderspezifischer gesetzlicher Regelungen und Förderprogramme im Jugendamt Pirmasens kennenzulernen. Der Besuch begann mit einem fachlichen Austausch mit dem Oberbürgermeister Markus Zwick, Mitarbeitenden der Stadtverwaltung sowie Heinz Müller vom Institut für Sozialpädagogische Forschung Mainz. Der Bürgermeister stellte die Stadt Pirmasens vor. Trotz der schlechten Finanzlage sind hier Maßnahmen zur Förderung von Kindern und Jugendlichen beispielhaft etabliert worden. Ausgehend vom Bedarf der Kinder wurde der „Pakt für Pirmasens“ und im Bereich der Eingliederungshilfe der „Pirmasenser Weg“ (Große Lösung in kleinen Schritten) umgesetzt.
Nach der Theorie folgte die Praxis. In der Kita Maria-Theresien-Straße wurden neben der Kitasozialarbeit die Funktionsstellen und die Profilbildenden Kräfte vorgestellt. Die Förderung der Kinder und die Unterstützung der Familien profitiert vom multifunktionalen Team in der Einrichtung. Die Kitasozialarbeiterin ist auch in der benachbarten Grundschule tätig und kann die in der Kita begonnene Beziehungsarbeit dort erfolgreich weiterführen.
Als weiteres Praxisbeispiel präsentierte sich das P11 Quartierzentrum Winzler Viertel. Das Zentrum hat sich inzwischen etabliert, ist zu einem wichtigen Anlaufpunkt im Quartier geworden und wird von vielen Menschen unterschiedlichen Alters aus der Nachbarschaft genutzt. Es gibt vielfältige Angebote, die Nutzer:innen können sich und ihre Ideen einbringen. Die hauptamtlichen Mitarbeitenden können im Bedarfsfall gezielt Unterstützungsbedürftige an zuständige Stellen der Verwaltung oder bei gemeinnützigen Trägern weitervermitteln.
Ein Besuch der Hochschule Koblenz (RheinMoselCampus) auf der Rückreise rundete das Programm ab. Ein Punkt, der viele Verantwortliche umtreibt, ist der bestehende und weiter fortschreitende Fachkräftemangel im pädagogischen Bereich. Koblenz ist ein Standort des zfh – Zentrums für Fernstudien im Hochschulverbund. Geschäftsführer Marc Bludau stellte die Arbeit vor. Themen waren der duale Studiengang Soziale Arbeit B.A. mit staatlicher Anerkennung, duale bzw. hybride Studiengänge B.A. Kindheitspädagogik sowie Masterstudiengänge Soziale Arbeit Kindheitspädagogik, Unterstützung der Hochschulen in Rheinland-Pfalz, Hessen und dem Saarland bei der Einrichtung der Angebote sowie die Möglichkeit von Hochschulen in NRW, die Dienste des zfh in Anspruch zu nehmen.
Anschließend stand der Kinderschutz im Mittelpunkt. Der Vizepräsident für Studium und Lehre der Hochschule Koblenz, Prof. Dr. Ralf Haderlein und Prof. Dr. Kathinka Beckmann stellten die Professur „Kinder- und Jugendhilfe mit Schwerpunkt Kinderschutz“ vor. Prof. Dr. Beckmann, die Lehrstuhlinhaberin, betonte die Notwendigkeit, den Kinderschutz durch entsprechende Schulung der Mitarbeitenden zu sichern. Sie forderte die Einrichtung weiterer Lehrstühle mit diesem Schwerpunkt. Ihr Lehrgebiet umfasst strukturelle Dimensionen des Kinderschutzes, professionellen Umgang mit Kindeswohlgefährdungen, Verwaltungsmodernisierung in der Jugendhilfe, kommunale Sozial- und Haushaltspolitik, politische Kommunikation in Zeiten des Web 2.0 und Methoden der Sozialen Arbeit.
Von der Reise nahmen allen Teilnehmenden ein Fülle von Informationen und Anregungen mit nach Hause. Der direkte Austausch mit den Akteur:innen vor Ort brachte wichtige Erkenntnisse für die Arbeit hier bei uns im Rheinland.