Biologische Station Rhein-Sieg: Pflege einer Industriefolgelandschaft

Ende Oktober unternahm unsere Fraktion eine Wanderung im Siebengebirge, begleitet von Dr. Steinwarz und Frau Bouillon von der Biologischen Station Rhein-Sieg-Kreis. Die Station spielt eine zentrale Rolle im Naturschutz und der Kulturlandschaftspflege in NRW, finanziert durch das Land und den Kreis sowie Drittmittel. Auf dem Petersberg wurden Streuobstwiesen mit alten Apfelbäumen besichtigt, die aufgrund des Klimawandels teilweise ersetzt werden müssen. Zudem schützt die Station seltene Arten wie den Steinkrebs. Herausforderungen bestehen in der Fördermittelvergabe, die artenreichen Mischbewuchs benachteiligt.

Ende Oktober besuchte unsere Fraktion das Siebengebirge. Mit Herrn Dr. Steinwarz und Frau Bouillon, der Geschäftsführung der Biologischen Station im Rhein-Sieg-Kreis erwanderten wir den Petersberg bei Königswinter.

Biologische Stationen haben in Nordrhein-Westfalen Aufgaben im Naturschutz und der Kulturlandschaftspflege. Sie werden maßgeblich durch das Land NRW und den jeweiligen Kreis finanziert. Viele Projekte werden über Drittmittel von Stiftungen oder öffentlichen Förderprogrammen finanziert. Die Landschaftsverbände spielen hier eine wichtige Rolle.

Die Biologische Station bewirtschaftet im Rhein-Sieg-Kreis etwa 160 Hektar. Dies sind zum Beispiel Streuobstwiesen oder Weiden für die Schafzucht.

Eine solche Streuobstwiese entlang unserer Wanderroute ist mit hundertjährigen Apfelbäumen bewachsen. Dies ist nahe am Höchstalter für diese Baumart, weshalb derzeit Abgänge ersetzt werden. Dabei muss für jeden Standort die richtige Sorte gewählt werden, z.B. ist der untere Teil der Wiese feuchter als der obere. Dieser Teil ist inzwischen so trocken, dass keine Apfelbäume mehr erfolgreich angepflanzt werden können.

Der klimatische Wandel spielt für die Arbeit der Biologischen Station eine wichtige Rolle. Zu ihren Aufgaben gehört auch die Kartierung von Arten, weshalb die Auswirkung klimatischer Veränderungen früh beobachtet wird. Manchen Arten, wie der Gottesanbeterin, gelingt es, den nach Norden wandernden Klimazonen zu folgen. Andere, gerade Baumarten, benötigen Hilfestellung. Um den Charakter der Landschaft zu erhalten, wird gerne eine Art aus derselben Familie, die vielleicht bislang im Mittelmeergebiet ansässig war, angepflanzt.

Das Gebiet der Biologischen Station zeigt manche Besonderheit an Arten, die sonst so nicht zu finden sind, z.B. eine Minze mit pinken Blüten. Ein Bach am Petersberg ist das letzte Gebiet in NRW, in dem der Steinkrebs heimisch ist. In anderen Wasserläufen wurde er durch eingeschleppte Arten verdrängt. Um dieses Biotop zu schützen, wird bewusst darauf verzichtet, den Unterlauf des Baches zu renaturieren. In seiner jetzigen Betoneinfassung gelingt es Krebsen aus dem Rhein nicht, den Unterlauf hochzuwandern.

Ein Problem für die Biologische Station und generell für eine naturnahe Landwirtschaft sind Kriterien für die Vergabe von Fördermitteln. So werden Weiden finanziell unterstützt. Dabei werden aber aus den geförderten Flächen Bereiche herausgerechnet, die mit Pflanzen wie Brennnesseln bewachsen sind, oder über die eine Baumkrone ragt. Gerade artenreicher Mischbewuchs wird durch diese Art der Förderung verhindert, da er sich nicht rechnet.

Eine Überraschung für viele Teilnehmer:innen der Gruppe war, dass man sich nicht etwa in einer urtümlichen, unberührten Waldlandschaft bewegte. Ein Großteil des Waldes ist kaum älter als siebzig Jahre. Im neunzehnten Jahrhundert und bis in die 1930er Jahre waren die Hänge des Siebengebirges noch geprägt vom Weinbau. Die Waldflächen wurden bewirtschaftet, um Holz für den Weinbau zu erhalten. Um den Bedarf an schlanken Hölzern zu decken, wurden Bäume gekappt und die am Stumpf nachwachsenden jungen Stämme geschlagen. An anderen Stellen im Siebengebirge wurden Steine gebrochen oder Erz abgebaut und verhüttet. Für das kundige Auge sind noch an vielen Stellen Anzeichen für die frühere Nutzung der Flächen zu finden.