Bereisung von Gut Hommelsheim - Ein besonderer Ort für Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf

Lara Basten

Gut Hommelsheim in Nörvenich (Kreis Düren) ist mehr als nur eine Einrichtung – es ist ein Zuhause für Menschen mit geistiger Behinderung, Autismus-Spektrum-Störungen und herausforderndem Verhalten. Bei einer Bereisung des Ausschusses für den LVR-Verbund WohnenPlusLeben (WPL, vormals LVR-Verbund Heilpädagogischer Hilfen, HPH) konnte unser Fraktionsmitglied Lara Basten sich inmitten einer ruhigen, grünen Umgebung ein Bild davon machen. Hier leben aktuell 32 Menschen in sechs kleinen Bungalows, zwei davon besonders geschützt. Das Konzept: Sicherheit, Reizarmut und Bewegungsfreiheit – alles zugeschnitten auf individuelle Bedürfnisse.

Die Geschichte des Standorts reicht zurück bis 1980. In diesem Jahr wurde das Gelände der früheren Landesklinik in ein modernes Wohnangebot mit kleinen, familiären Einheiten umgewandelt – ein damals innovativer Ansatz. Einige der damaligen Bewohner:innen leben noch heute dort. Die lange Verweildauer zeigt, wie wertvoll Stabilität und Verlässlichkeit für viele sind.

Ein zentrales Element des Alltags ist die sogenannte Tagesstruktur. Rund 70 Menschen arbeiten im Gemüseanbau, kümmern sich um Hühner, gestalten in der Kreativwerkstatt oder fertigen Produkte in der Holzwerkstatt. Die Aufgaben werden so angepasst, dass auch Menschen mit starker Einschränkung teilhaben können. Die Umgebung hilft: viel Platz, wenig Reize, klare Strukturen.

Die Betreuung ist intensiv und individuell. Besonders geschützte Bereiche sind stabil und sicher gestaltet – mit robustem Mobiliar, schallgedämmten Türen und geschützten Einrichtungsgegenständen. Das ermöglicht ein möglichst selbstbestimmtes Leben bei gleichzeitigem Schutz aller.

Was Gut Hommelsheim so besonders macht, ist nicht nur die liebevolle Betreuung, sondern auch die Lage. Abgeschieden vom Alltagslärm und weit weg von dicht besiedelten Wohngebieten finden die Menschen hier etwas, das ihnen anderswo oft verwehrt bleibt: Freiheit, ohne verurteilt zu werden. Viele der Bewohner:innen kommunizieren auf ihre eigene Weise – manchmal laut, ungefiltert, mit ungewohnten Gesten. In gewöhnlichen Nachbarschaften ruft das schnell Unverständnis oder gar Ablehnung hervor. Hier aber dürfen sie einfach sein, wie sie sind. Niemand beschwert sich. Niemand zieht sich zurück. Diese Ruhe von außen schenkt den Menschen innere Ruhe – und echte Lebensqualität.

Gleichzeitig mahnt dieser Ort uns alle: Toleranz bedeutet mehr als höfliches Zusehen. Sie beginnt dort, wo wir uns ehrlich öffnen für Verhaltensweisen, die nicht in unser gewohntes Raster passen. Menschen mit psychischen oder geistigen Beeinträchtigungen zeigen oft auf ganz eigene Weise, was in ihnen vorgeht. Das ist keine Störung – das ist ihre Art, mit der Welt in Kontakt zu treten. Wir müssen lernen, damit umzugehen. Nicht sie müssen sich ändern. Sondern wir unser Bild davon, was „normal“ ist.
Was das für die Bewohner:innen von Gut Hommelsheim bedeutet? Oft kommen sie das erste Mal in ihrem Leben richtig an und können Leben ohne sich nur einschränken zu müssen.

Trotz hoher Anforderungen ist am Standort ist der Fachkräftemangel nur perspektivisch, nicht aber aktuell ., Das ist heutzutage eine Seltenheit.

Es ist wichtig, auch bei fehlender Auskömmlichkeit an Standorten wie Gut Hommelheim festzuhalten, da sie für Menschen insbesondere bei Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf und großem Bewegungsdrang unverzichtbar sind.

Perspektivisch soll Gut Hommelsheim erweitert werden. Eine freie Fläche südlich des Geländes könnte Platz für acht bis zehn zusätzliche Wohnplätze bieten. Wegen baulicher, finanzieller und organisatorischer Hürden wird mit einer Umsetzung frühestens in zehn Jahren gerechnet, was aufgrund der aktuellen Anfragen durchaus deutlich zu spät ist.

Wir Linken werden dranbleiben, damit mehr Menschen ermöglicht wird, dass sie inklusiv am Leben teilnehmen zu können. – Inklusion muss für jeden Menschen individuell gedacht werden.